Zimmer 022 - ♂

Noch immer glitt mein Blick durch den Raum, während ich dabei den Rücken zu Alec gewandt hatte. Dann zuckte ich fast unmerklich zusammen, als er mich Süßer und Kleiner nannte. Sofort stieg mir wieder die Röte ins Gesicht, diesmal jedoch auch eine wütende Röte. "Ich bin nicht klein!", erwiderte ich entrüstet und hinderte mich darin, mich wütend zu ihm umzudrehen. Von mir aus konnte er mich Süßer nennen, das war ok, aber ich war nicht klein und wollte auch nicht als Kleiner eingestuft werden.
Als er meinte, dass ich mich wie zu Hause fühlen sollte, ließ ich mich auf sein Bett fallen und streifte meine Schuhe von den Füßen. Eng zog ich sie an mich und sah mich erneut wieder im Zimmer um. Als dann jedoch Clemens auftauchte, setzte ich mich wieder gerade hin und lächelte ihn leicht an. "Hey, Clemens...", begrüßte ich ihn ebenfalls und sah dann aus dem Fenster.

Nachdem Clemens außer Reichweite gegangen war, setzte ich mich direkt neben Noah. Es lag nicht daran, dass ich nicht wollte, dass er sah, dass wir doch mehr als nur Freunde waren, doch hielt ich mich an das Versprechen, das ich Noah gegeben hatte. Momentan war es noch etwas besser für uns Beide, nicht offen zu zeigen, dass da etwas war. Oder etwas in der Art. Aber vielleicht sah es jetzt anders aus? Für mich war es sicher, dass es nicht morgen enden würde oder so und mir war egal, was andere von mir dachten, wenn ich nur offen zeigen konnte, was ich für Noah fühlte. Natürlich nicht mehr als das, was ich in der Öffentlichkeit übertrieben fand, aber genau das, was richtig war. Es würde mir egal sein, wenn man mich schief anschaute, weil ich seine Hand hielt. Aber würde es Noah egal sein? Ich wusste es nicht und war mir nicht sicher. Zwar war es kein Geheimnis, dass er nicht an Frauen interessiert war, aber auch, dass er mit Mobbing nicht umgehen konnte. Und es würden sicherlich dumme Kommentare kommen. Könnte er das überstehen?
Ein paar Momente schaute ich ihn wieder mit einem innigen Blick in meinen Augen an und nahm seine rechte Hand in meine. Seine Hände waren kleiner als meine, warm, genauso hell wie sein ganzer Körper. Ich hielt sie gerne. Es war für mich jetzt schon zu etwas geworden, was ich nicht missen wollte, auch wenn es vielleicht nicht so stark war wie ihn zu küssen. Inzwischen war es für mich zu etwas geworden, was mir sehr viel bedeutete. Das war einfach so.
Noch gab es einige Dinge, die wir zusammen erleben konnten. Dinge in der Öffentlichkeit, Dinge mit ihm, wenn wir ganz alleine waren, Dinge, die ich mit ihm teilen wollte. Es war für mich okay zu warten, weil es für mich viel wichtiger war, ihn bei mir zu wissen. Doch wollte ich ihn der ganzen Welt zu sehen geben und zeigen können, was für ein Glück ich hatte, ihn zu haben.
»Wie findest du es hier so?«, fragte ich ihn und lächelte ihn an. Es war nicht das, was ich ihn unbedingt fragen wollte, doch traute ich mich gerade irgendwie nicht. Es war halt doch eine wichtige Frage, die man nicht so plötzlich stellen konnte. Also wartete ich noch ein Wenig.

Ich vermied es noch immer, Alec direkt in die Augen zu sehen, und konzentrierte mich stattdessen erneut auf das Zimmer. Ich fand es faszinierend, dass es zwei Stockwerke hatte, was auch etwas von Vorteil für uns im Moment war, da Clemens und nicht wirklich beobachten konnte. Trotzdem achtete ich darauf, mir nichts anmerken zu lassen, als sich Alec neben mir aufs Bett setzte. Seine Nähe löste in meinem Inneren ein angenehmes Prickeln aus, was sofort von meinem ganzen Körper Besitz ergriff. Es war, als würde es zwischen uns funken, was es aber eigentlich schon längst getan hatte. Schließlich waren wir jetzt ja ein Paar, wenn auch nicht wirklich offiziell. Ein Teil von mir wollte es endlich offen zeigen, doch der andere, weitaus größere Teil hinderte mich daran, Alec in der Öffentlichkeit zu küssen. Ich wusste, wie zumindest Tyler darauf reagieren würde. Und er war da sicher nicht der Einzige, der sich darüber lustig machen würde und mich verspotten würde. Ich wollte das einfach nicht mir und unserer Beziehung antun. Das würde ich nicht so einfach wegstecken können, wie ich es gerne wollte. Auch wenn das hieß, dass Alec und ich nur heimlich zusammen sein konnten.
Bei meinem schweifenden Blick landete ich schließlich doch wieder bei dem Gesicht von Alec, das mich sofort wieder fesselte. Überrascht blinzelte ich und starrte ihn schon wieder total blöd an. Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte, den Blick abzuwenden, woran ich jedoch scheiterte. Zu sehr sehnte ich mich danach, wieder in seinen Armen zu liegen und einfach nur seine Lippen auf meinen zu spüren. Aber solange Clemens in der Nähe war, ging ich kein Risiko ein.
Auf seine Frage hin musste ich erst einmal ein paar Mal ansetzen, ehe ich mit halbwegs normaler Stimme antworten konnte. "Ziemlich ordentlich, was mich wundert. Ansonsten find ich den Aufbau eures Zimmers faszinierend. Mein Zimmer ist dagegen richtig langweilig...", erwiderte ich langsam und lächelte leicht.

Ich summte leise zu einem Lied, was Nicki sehr gern mochte und mir einmal gezeigt hatte, während ich neuen Streu in das gereinigte Gehege der Meerschweinchen schüttete. Alec und Noah waren recht leise, was aber auch zu den zweien passte. Was sie wohl machen? fragte ich mich, doch was ging es mich schon an? Ich warf, als ich an der Treppe vorbei lief, einen kurzen Blick runter, sie saßen auf einem der Betten und quatschten.
Da klingelte mein Handy und ich lief zum Nachttisch, wo dieses lag. Es war die Antwort von Nicki. Ich lächelte.
Kann ich vorbeikommen? schickte ich zurück und warf das Handy aufs Bett. Dann hockte ich mich vor den Käfig und hob Haselnuss raus. "Meine süße Haselnuss..." murmelte ich und setzte sie auf meinen Schoß. Mein Lieblingsmeerschwein begann zufrieden zu quieken, während ich sie am Bauch kraulte.

Ich lächelte leicht, als er sagte, dass es doch recht ordentlich sei, was ihn zwar wundere - woran das wohl lag? -, aber dass das Zimmer in auch sehr fasziniere, da seines im Vergleich sehr langweilig sei, und erwiderte: »Wieso wundert es dich denn? Ich bin doch auch sonst ordentlich. Oder nicht?«
Eine kurze Pause zog sich nach die Frage, nach welcher ich dann aber noch hinzufügte: »Ach, dein Zimmer ist doch auch toll. Zwar nicht so turmartig wie meins, aber doch cool. Und du kannst ja öfter hierherkommen. Dann bist du öfter in einem so spannenden Zimmer wie diesem. Und das ist doch auch schon einnmal etwas, nicht wahr?«
Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass er sich immer wieder auf die Unterlippe biss, wenn er mich anschaute. War etwas los? Oder lag es daran, dass Clemens da war und wir uns nicht küssen konnten?
Ich wusste nicht, woran genau es lag, dachte aber daran, dass es eher das Zweitere war. Und mir erging es nicht anders. Es war mehr als unschön darauf warten zu müssen, dass Clemens wieder weg ging, zu seiner Freundin oder so, damit ich meinen Freund küssen konnte.

Das Hnady piepste erneut leise und ich setzte Haselnuss vorsichtig zurück zu den anderen. Die SMS ließ mich lächeln, ich schnappte mir meinen schwarzen Pulli, auf dem ein grinsender Smiley in rot aufgedruckt war, und lief die Treppen runter. "Tschüs!" rief ich den zwei Jungs zu, ehe die Tür auch schon hinter mir zufiel.

--> geht weiter in: Zimmer 20

Noch immer hing ich an Alecs Augen fest und versank darin regelrecht. Solch schöne Augen gehörten verboten, davon war ich überzeugt. Aber ich konnte mich auch nicht an ihnen satt sehen, jeden Moment faszinierten sie mich mehr. Und sie hatten keinen verächtlichen Zug, wie ich ihn oft bei Tyler gesehen hatte. Sie waren einfach nur freundlich und liebevoll, genau das, was ich brauchte. "Das du ordentlich bist, weiß ich ja. Aber ich mein allgemein. Es ist ja bekannt, dass 'normale' Jungs nicht so ordentlich sind, aber auch die Betten deiner Zimmerkameraden wirken ziemlich ordentlich", erklärte ich meine Aussage und schaffte es endlich, mich von seinem Gesicht loszureißen und meinen Blick wieder über das Zimmer schweifen zu lassen.
Gerade wollte ich zu der nächsten Antwort ansetzen, als Clemens die Treppe herunter kam und sich verabschiedete. "Ciao!", sagte ich und hob kurz die Hand, ehe der Junge die Tür hinter sich zuzog. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag, denn nun war ich endlich wieder allein mit Alec. "Nein, ist schon ok. Ich will ja auch nicht, dass deine Zimmerkameraden irgendwann genervt sind, weil ich dauernd hier bei euch bin", sagte ich und lächelte leicht, wobei ich wieder etwas rot wurde, warum auch immer. Leicht rutschte ich näher an Alec heran. Ich saß etwas tiefer als er, weshalb ich ihn nun von unten heran aus schimmernden Augen ansah. Erneut bis ich mir auf die Zunge, während ich in seinen Augen versank. Eigentlich hätte ich ihn am liebsten wieder geküsst, doch ich wusste, dass ich dann nicht mehr genug von ihm bekommen würde. Und schließlich wollten wir ja heute noch etwas unternehmen.

Noch ehe Alec reagieren konnte, meldete sich mein Handy mit einem lauten Klingeln in meiner Hosentasche. Sofort wurde ich wieder rot und angelte mir umständlich mein Handy aus der Tasche. "Sorry", sagte ich mit einem entschuldigenden Blick zu Alec und drehte mich weg. Neugierig öffnete ich meinen SMS-Eingang und entdeckte zu meiner Überraschung eine SMS von Ronja. Wir kannten uns schon länger, hatten hin und wieder mal etwas übernommen, doch seit ich Alec hatte, hatte ich mich kaum noch um alte Freundschaften gekümmert. Nund aber fiel mir das Mädchen wieder ein und ich verfluchte mich selbst, dass ich mich so zurückgezogen hatte. Zwar hatte ich vielleicht nun meine Große Liebe gefunden, dennoch wollte ich dadurch alte Bekannte nicht verlieren.
Kurz warf ich einen Blick zu Alec und holte tief Luft. Ich wollte ihn eigentlich nicht verlassen, aber vielleicht war es ja besser so, dass wir uns nicht dauernd auf der Pelle saßen.
Hey Ronja!
Klar erinnere ich mich noch an dich! So vergesslich bin ich nun auch wieder nicht. Und klar komme ich. Nicht, dass du mir noch böse wirst. Bin schon unterwegs!
Noah ~
Ich drückte auf Senden und schob mein Handy dann wieder weg, ehe ich mich wieder zu Alec drehte. "Tut mir Leid, ich muss los. Ein paar alte Freundschaften wieder aufleben lassen. Aber der Abend gehört nur dir. Versprochen. Ich ruf dich an", erklärte ich ihm und sah ihn mit einem fast schon wehleidigen Hundeblick an. Ich hoffte, dass er nicht sauer sein würde, sondern dass er es verstehen würde. Sanft presste ich meine Lippen auf seine, ein kurzer Abschiedskuss, der doch etwas länger wurde. Doch dann löste ich mich wieder von ihm und lächelte leicht. "Ich liebe dich", sagte ich noch einmal, ehe ich aus dem Bett sprang und das Zimmer verließ.

tbc: die Schul-Aula

cf: Wasserfall

Tür auf. Reingehen. Tür zu. Ich fuhr mir durch mein zerzaustes Haar und griff nach dem Kamm auf meinem Nachttisch. Meine Zimmerkameraden waren nicht da, zum Glück. Ich stellte mich vor den Spiegel und starrte erneut auf mein Spiegelbild.
Konnte man gutaussehen? Konnte ich gutaussehen? Ich zuckte mit den Schultern, mein Spiegelbild tat es mir gleich. Ich kämmte mir die Haare, mein Ich im Spiegel auch.
Irgendwann war es mir genug und ich ließ mich auf mein Bett fallen, bevor ich nach einem der Bücher griff, die sich neben meinem Bett stapelten.

Nachdem Noah gegangen war, war ich auf meinem Bett sitzen geblieben und hatte mich nach etwa einer halben Stunde müde gefühlt, weswegen ich kurz die Augen schloss. Doch scheinbar war ich sehr viel müder, als ich erwartet hatte.
Nach ein paar Minuten war ich aufgestanden und war Alec hinterher gelaufen, weil er inzwischen mit Sicherheit fertig mit dem war, was er wollte. Ich lief schnell durch die Gänge und sah bald auch Noah. Mit lauter Stimme rief ich ihn und Noah blieb stehen, drehte sich und lächelte ihn an.
Ich grinste ihn an und umarmte Noah, der seine Hände plötzlich in meine Haare vergrub. Seine Lippen berührten meine. Es war schön. Wie immer.
Und dann änderte sich die Szenerie. Ein Schrei entfleuchte den Lippen Noahs und er schaute mich ungläubig an. Wieso hatte er geschrien, fragte ich mich und fühlte dann etwas Schweres in meinen Händen. Es war kalt. Ein kleines Messer. Woher hatte ich das? Und wieso fühlte ich keine Reue?
Noah sackte zu Boden, blutete aus einer Wunde im Unterleib. Mit einem Mal änderte sich der Blickwinkel und ich sah mir selbst dabei zu. Nun aber spürte ich den Schmerz. Jede Faser zog sich zusammen. Wieder und wieder sah ich diesen Moment. Nach vielen Wiederholungen, ich war schon am Boden, ging es weiter. Noah schloss seine Augen und war tot...
Und ich schrak auf. Mein Shirt klebte an meinem Rücken, meine Knöchel waren aufgeschürft, weil ich scheinbar gegen die Wand neben meinem Bett geschlagen hatte, wo sich vier kleine, rote Flecken fanden. Es war ein Traum. Aber er hatte mich aufgewühlt.
Noch einige Minuten saß ich auf meinem Bett, als ich sah, dass es inzwischen Abend war. Ich stand auf, ging zu meinem Schrank und holte ein neues Shirt raus. Es war blau und ein schwarzer Smiley mit einem Baseballschläger war drauf zu sehen. Darüber zog ich meine Strickjacke. Meine Haare waren inzwischen wieder trocken, alles sah normal aus. Es war nur ein Traum. Es war nur ein Traum, sprach ich wieder und wieder und hasste mich gerade aber selbst. Auch wenn es nur ein Traum war... wie konnte ich nur davon träumen? Das dürfte nicht passieren. Niemals.
Ich nahm mein Handy und schaute auf das Display, das im oberen, linken Bereich zeigte, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. Sie war von Noah und mein Herz krampfte sogleich. Ob wir uns treffen könnten. Dass er mich liebe. Ich musste ihn sehen, aber irgendwie hielt es mich weg. Innerlich war ich zwiegespalten.
Aber er war wichtiger als ein Traum, beschloss ich.
Ich nahm schnell mein Handy, tippte in das Eingabefeld:


Wo bist du? Tut mir leid, dass ich nicht eher geantwortet habe, bin eingeschlafen
Liebe dich auch


Mein Herz raste und ich rieb meinen Kopf mit meinen Händen. Noch immer hasste ich mich für diesen Traum. Wie konnte ich nur?

Schon wenige Momente später surrte das Handy kurz und ich sah die Nachricht von Noah auf dem Bildschirm. Ein leichtes Lächeln machte sich auf meinen Zügen breit. Mit einem Gefühl, als würde mein Leben von dem Treffen abhängen, schaute ich mich noch mal im Spiegel der Schranktür an. Erst jetzt sah ich leichte, violette Ringe unter meinen Augen, die vom wenigen Schlaf, den ich in letzter Zeit irgendwie immer hatte, herrührten. Es gab eigentlich keinen Tag, an dem ich nicht nur kurz geschlafen hatte, obwohl ich in letzter Zeit so glücklich war, dass ich abends, wenn ich zu Bett ging, keine Sorgen haben sollte. Doch dem war nicht so. Der Albtraum war nur einer von vielen, auch wenn ich zum ersten Mal Noah auf solch schreckliche Weise in meinem Traum sah. Ich schüttelte rasch den Kopf und griff mir wieder das Handy, nachdem ich alles zurechtgezogen hatte und schrieb Noah:

Bis gleich, Noah :*

Normalerweise war ich niemand, der so gerne Emoticons in seine Nachrichten steckte, aber bei Noah war es jetzt etwas anderes. Ich brauchte diesen "virtuellen Kuss", der durch das Zeichen dargestellt wurde. Und schon jetzt freute ich mich schon auf seine Lippen. Viel zu lange hatte man mich von ihm getrennt. Viel, viel zu lange. Jeder Teil meines Körpers drängte meinen Geist, der sowieso nur an Noah dachte, zu jenem zu kommen.
Ich setzte noch meine rote Mütze auf und ging dann aus dem Zimmer, dessen Türe ich hinter mir zuzog.

tbc: Am Wasserfall

(Sprung)

Ich kam wieder und hängte mein nasses Handtuch über eine Stuhllehne. Frisch geduscht und Zähne geputzt, hatte ich eigentlich Lust auf Schmusen. Schatz, schmusen, jetzt? schickte ich eine kurze SMS an Nicki, während ich mich auszog bis auf die Boxer und stattdessen Pyjamahose und T-Shirt anzog.

<--der Stall

Ich betrat das Zimmer meines Freundes und zog die Schuhe neben der Tür aus. Dann ging ich zu ihm und gab ihm einen Kuss. "Hey, ich hab was von kuscheln gehört?", fragte ich ihn lächelnd.

Und schon ging die Tür und Nickis Stimme ertönte. "Ja, hier oben im Bett." antwortete ich, während ich Nickis Schritten mit dem Ohr folgte, wie sie die Treppe hoch kam. "Hey Schatz." begrüßte ich sie und zog sie mit aufs Bett, in dem ich schon lag. "Hmm..." murmelte ich und sog Nickis Duft tief ein. "Du warst im Stall." stellte ich dann mit einem kleinen Lachen fest. "Wie gehts deinem Kleinen Großen?" erkudigte ich mich nach ihren armen Hengst, während ich sie mit unter die Decke zog.

Ich ließ mich von ihm an sich ran ziehen. "Na ja, die Verletzungen sind alle verheilt, er ist halt noch ziemlich schreckhaft, ich muss mit ihm daran arbeiten, neues Vertrauen aufbauen und hoffentlich wir das dann irgendwann besser.", sagte ich. Apoll machte mir Sorgen und ich betete zu allen Götter, dass es ihm bald besser gehen würde. Ich pellte mich aus meinen Cardigan und nahm den Schal ab, bevor ich mich richtig an ihn kuschelte. "Und was haben wir heute Abend noch so vor?", fragte ich ihn und genoss die Wärme, die er verströmte.

Auf Nickis Frage hin, lächelte ich. "Eigentlich war ich bis eben so müde, dass ich nur mit dir kuscheln wollte, bis wir beide schlafen." meinte ich ehrlich. "Aber wenn du das nicht willst..." setzte ich den Satz ungeendet fort und sah Nicki fragend an. Ich lächelte und fügte hinzu: "Jetzt sind wir ja schließlich grade noch alleine."

Ich wusste sofort worauf er hinaus wollte, zog ihn lächelnd an mich und küsste ihn leidenschaftlich. Meine rechte Hand vergrub ich in seinen noch feuchten Haaren, während ich die linke unter sein T-Shirt wandern ließ und mit leichtem Druck mit meinen Fingernägeln über seinen Rücken fuhr.

Wenige Stunden später hielt ich es nicht mehr für nötig weiter zu lernen. Dass jetzt auch noch Clemens und seine was-weiß-ich-was unser Zimmer belagerten, bestätigte für mich nur die Ironie des Lebens. Dass sie mich nicht beachteten geschweige denn bemerkten wunderte mich nicht.
Als ich Nialls SMS las entspannte sich mein Körper ein wenig. Ich würde Niall sehen, nach langer Zeit wieder nachdem er mit den ganzen Mädchen abgehangen hatte. Ich schwankte noch immer ob es die richtige Entscheidung war unter Leite zu gehen, denn dann würde wahrscheinlich jemand mit mir reden wollen...
Ohne Clemens zu beachten ging ich wortlos zum Schrank und wechselte mein T-Shirt indem ich es gegen ein weißes eintauschte. Schwarze Hose und Schuhe. Nicht gerade ein partytaugliches Outfit. Wen kümmerts?
Ohne ein weiteres Wort verließ ich den Raum noch immer plagten mich Unbehagen bezüglich der vielen Menschen.

gt: Lounge

(Sprung)

Ich hatte mir vor ein paar Tagen ein Gitter gebaut, welches ich vor den Eingang der Wendeltreppe stellen konnte. Dort stand es auch jetzt, während ich auf dem Boden saß, und die Meerschweinchen frei durch den oberen teil des Zimmers wuselten.
Direkt vor mir lag ein Haufen Salat, Gurke und Paprika, in meiner Hand hielt ich eine Möhre - die wollte ich aber alleine essen.

(Sprung)

Meine Kravatte richtend, betrachtete ich mein Ebenbild im Spiegel. Bis auf meine Haare, die ich gleich noch schnell behandeln würde, war ich fertig. Mit einem flüchtigen Blick sah ich zu meinem Zwillingsbruder herüber, um zu schauen wie weit er ist und nahm mir im nächsten Moment meine Dose mit Haarwachs. Mag feminin klingen, ist aber nicht annähernd so schmierig, wie Gel, falls man ausversehen doch mal zu viel benutzen sollte. Mit beiden Händen, auff denen das Wachs gleichmäßig verteilt war, wuschelte ich mir locker durch die Haare, bis ich letztlich zufrieden mit dem Ergebnis war. Räuspernd lehnte ich mich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Da der Ball ja bald los geht, hole ich gleich mal Déria ab, warf ich in den Raum und fügte kurzangebunden hinzu: Und du kommst einfach mit, mit einem kleinen Grinsen gab ich ihm noch einen Moment Zeit, sich fertig zu machen, ehe ich ihn hinter mir her, aus dem Raum zog. Clemens schien mit seinen Meerschweinchen beschäftigt zu sein, die so wie es aussieht den oberen Teil des Zimmers als Auslauf hatten. Glücklicherweise schlief Kitkat seelig auf meinem Bett, da sie vermutlich auf dumme Ideen kommen würde. Ich schätze, wir sehen uns später, rief ich ihm flüchtig zu, ehe ich die Tür hinter Nathan und mir schließ.

→ Zimmer 23

Ich zog gerade mein Jackett an und sah in über Nialls Schulter hinweg in den Spiegel. Gutaussehend klang anders, aber ich war zufrieden. Es war schließlich keine Miss-Wahl.
Ich beobachtete Niall wie er gekonnt an seinen haaren herumfummelte und sie am Ende mehr als perfekt saßen. Ich versuchte das gleiche, bei mir sah es jedoch...normal aus.
Nicht drüber nachdenken. Ich warf Clemens einen letzten Blick zu, ohne ein Wort. Wie immer. Ich hasste meine Stimme, ich hasste die Worte, die daraus kamen und sich zu unverständlichen Sätzen verbanden.
Daher ließ ich mich von Niall einfach mitziehen und sah dem Abend mit neutralem Gesicht entgegen. Der Anzug saß eng, sehr figurbetont. Wie weiblich das klang, als wäre ich ein Mädchen. Meine Mundwinkel sackten nach unten und ohne auch nur einen Ton von mir zu geben folgte ich meinem Bruder.

gt: Zimmer 023

Ich setzte alle Meerschweinchen zurück in den Käfig, ehe ich mich umzog und meine Haare machte. Noch Deo und ein letzter Blick in den Spiegel - heute durften das auch Jungs. Ich grinste und schnappte noch mein Handy, das mir verriet, dass Nicki schon in der Aula war. "Dann mal los." sagte ich zu mir selber und verließ das Zimmer.

--> geht weiter in der: Aula