(First Post nach Übernahme)
Ein Tag, wieder ein normaler Tag. Meine Laune sank auf den Tiefpunkt, sobald ich den angesteuerten Raum betrat. Meine Lippen zuckten nicht mal, sie waren eingefroren zu einer ewigen Grimasse. Regungslos, kalt. Meine Tasche knallte auf den Boden, das hallende Geräusch hielt noch lange an, bevor es mit einem Mal verklang. In meinen Ohren jedoch dröhnte es weiter.
Erst als das regelmäßige Rauschen von Wasser meinen Verstand füllte, entspannte ich mich und überlegte kurz. Der Gedanke in Klamotten das eiskalte Wasser über meinen Körper laufen zu lassen war gewiss verlocken, jedoch der Gedanke, in nassen Klamotten bis ins Zimmer zurücklaufen zu müssen war nicht sehr reizend. Ohne auch nur ein Wort überm eine Lippen kommen zu lassen, zog ich das T-shirt aus und schmiss es über meine Tasche, ohne nur einen Blick darauf zu werfen. Die Jeans warf ich gleich hinterher, meine Boxershorts folgten. Meine Hand lag auf dem Regler für das Wasser, ich stellte es nach einem letzten Blick in den Spiegel an. Wieder einmal kreiste in mir der Gedanke, wieso ich so aussah wie ich war. Was hatte es für einen Vorteil so auszusehen wie ich und dazu noch einen Charakter wie ich zu haben? In Gegenwart von anderen Leuten sprach ich keine Worte, lachte nicht, weinte nicht, wurde nicht wütend. Worte verschwendeten Symphatiepunkte und Zeit.
Als das kalte Wasser auf meinen Körper eindrosch fühlte es sich an wie eine Befreiung. Das Gefühl, wie die einzelnen Tropfen meinen Rücken und Körper hinabglitten war unbeschreiblich. Nach einer Weile drehte ich am Regler und ließ das Wasser so wärmer werden. Langsam schloss ich meine Augen um mich dem Gefühl und den Geräuschen hinzugeben und einfach nur zu genießen. Irgendwie fanden meine Hände den Weg zurück zu meiner Tasche, wo ich schließlich das Shampoo herausholte und mich beeilte mich zu waschen, denn ich wollte wieder einfach nur da stehen und meine Situation genießen.
Doch nach einer Weile war der Traum aus von Freiheit und Wohlbefinden. Ich stellte den Regler nach weiteren fünfzehn Minuten aus, wie mir ein Blick auf meine Uhr verriet. Ich zog ein Handtuch aus meiner Tasche und trocknete mich so schnell wie möglich ab, bevor irgendwer hereinkommen würde. Ich hasste es, wenn man meinen Körper inspizierte, ich hasste es, wenn man mich ansah und versuchte ein Gespräch aufzubauen, was niemals stattfinden würde.
So zog ich meine Klamotten an und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Sollte ich überrascht sein, was ich sah? Wohl eher nicht. Schulterzuckend und ohne auch nur meine Miene zu verziehen machte ich mich auf den Weg um Ruhe zu finden. Wohin? Keine Ahnung. Ich ließ mich von meinem Verstand leiten.
gt: Strand am Wasserfall