am West-Strand

Überrascht blinzelte ich, als aus Julia ein regelrechter Wortschwall herauskam. Ich musste mich schon stark konzentrieren, um ihren Worten zu folgen und lächelte dann. "Da sagst du was Wahres. Der Ball scheint momentan das einzige Thema zu sein", erwiderte ich und fröstelte leicht, als es langsam kälter wurde. Ich zog meine Jacke enger um mich und verschränkte die Arme um meine Beine.
"Ja, bei Tyler war ich 'erfolgreich'. Aber er geht mit mir nur hin, weil er nicht bei Sheba landen kann. Das sieht sogar ein blinder, dass er hoffnungslos in sie verliebt ist", erwiderte ich und lächelte dabei leicht ironisch. "Und genau deswegen hab ich keine Lust, jetzt mit ihm Zeit zu verbringen. Er beachtet andere ja eh kaum", setzte ich noch hinzu und zuckte leicht mit den Schultern.

Ich nickte und hörte ihr aufmerksam zu. "Ich weiß, Verliebte, die den nicht kriegen, den sie wollen, sind nervig.", stimmte ich ihr zu. "Louis war übrigens davor da. Er sah ziemlich am Ende aus, ist aber leider weggerannt, ehe ich was sagen konnte." Jetzt wurde das Bild schon langsam klarer. Vielleicht hatte Louis Sheba und Tyler bei etwas erwischt. Ich hoffe nicht, vor allem für Nelly. Nicht, dass er jetzt doch mit Sheba hinging. "Ich glaube Sheba mag dich nicht besonders, weil sie Tyler auch... gern mag.", meinte ich zu meiner Vermutung. Armer Louis... Ich empfand schon irgentwie Mitleid mit ihm. Wahrscheinlich würde Sheba zu Tyler wechseln und er stand dann alleine da.

Ich wusste nicht, wie lange ich da gesessen und einfach nur aufs Meer gestarrt hatte. So lange hatte ich noch nie ausgehalten, ohne mit Sheba zu reden, doch ich konnte jetzt einfach nicht zu ihr gehen und mit ihr sprechen. Ich konnte es einfach nicht.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich hier schon über einer Stune saß und vor mich hinstarrte. Ich erhob mich, erst jetzt fuhr die Kälte durch meine Jacke hindurch. Ich fröstelte, klopfte mir etwas Schnee von den Beinen und vergrub sofort meine kalten Finger in den Taschen. Morgen würder der Ball sein, noch immer war mir die Lust glänzlich vergangen.
Der Wind fuhr mir durch die Haare. Genauso wie die kalte Luft meine Frisur zerstörte, zerstörten meine Gefühle für Sheba mein Leben. Nein, das war falsch. Ich war froh, dass ich Sheba hatte, ich liebte sie mit allem was ich besaß, sie war für mich alles. Und doch wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie nicht dasselbe für mich empfand, sonst würde sie mich verstehen und zu mir kommen, um mit mir darüber zu reden. Doch vermutlich war sie andersweitig beschäftigt, zum Beispiel mit Tyler.
Meine Füße trugen mich über den Sand in Richtung Schulgebäude, automatisch schaltete sich mein Verstand aus. Sheba...

-> Zimmer 004

Auf Julias Bemerkung hin zuckte ich leicht mit den Schultern und strich mir das Haar aus dem Gesicht. "Sheba ist schon selbst schuld, wenn sie noch so an Tyler hängt, obwohl sie Louis hat. Sowas geht doch nie gut, das sollte selbst sie wissen", meinte ich tonlos und musste ein Gähnen unterdrücken. Mittlerweile war es auch schon dunkler geworden und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 19:00 Uhr war.
"Tyler ist nicht ihr Eigentum, also kann es ihr egal sein. Außerdem will ich nichts von ihm, das ist ja wohl klar. Wenn sie deswegen auch noch rumzickt, ist mir das herzlich egal", erwiderte ich und lächelte dabei ein fast schon wölfisches Lächeln.

Irgentwie war es kälter geworden und sicherlich auch später. "Naja, mich würde es nicht wundern, wenn sie sich von ihm trennt und dir noch heute versucht Tyler auszuspannen.", bemerkte ich noch ein, hoffentlich, letztes Mal zum Thema Tyler. Denn vielleicht war mein Verdacht auch völlig falsch und dann wollte ich nicht, dass Louis oder Tyler Wind davon bekamen.
"Es ist sicher schon spät, wollen wir reingehen?", fragte ich Nelly. Ihr war bestimmt auch kalt, wahrscheinlich auch mehr als mir, schließlich hatte ich mehr an als sie. Da auf einmal begann es wieder zu schneien. Ich fing eine Schneeflocke und sah ihr zu, wie sie auf meiner Handfläche schmolz.

cf: Wäldchen

Der kalte Wid zerzauste meine Federn und trotzdem ließ ich nicht davon ab, über den Strand zu segeln, nur um schließlich über dem unendlichen Blau zu sein. Meine Adler-Gestalt wechselte und als Silbermöwe ließ ich mich nach unten fallen, nur um mit einer Pirouette wieder das Gleichgewicht zu finden.

<--kleines Wäldchen

Sie wechselte mühelos zwischen den Gestalten. Cash kostete das etwas mehr Kraft. Zuerst wurde er wieder zum Mensch und schwang sich dann als ein riesiger Adler neben Lela empor. Arrow gesellte sich zu ihnen und kreischte verzückt. Der Gestaltwandler hatte ein wenig Mühe seine Freundin ein zu holen, aber schließlich gelang es ihm und sie segelte hoch in der Luft nebeneinander her über die Erde, alles sah so winzig aus.

Mit freudigem Schrei einer Möwe begrüßte ich den Partner meines besten Freundes und umsegelte ihn wie ein Küken.
Wie ein Pfeil schoss ich wieder hinunter und fing mich erst kurz vor der Wasseroberfläche ab. Das dunkle Wasser lockte mich viel zu sehr, als dass ich mich seiner Kraft hätte entziehen können. Relativ problemlos verwandelte ich mich wieder in einen Menschen und mit lebendigem Schrei tauchte ich in die eiskalten Fluten ein.

Und schon war sie wieder weg. Er sah nach unten und entdeckte sie im Wasser. Cash verabschiedete sich von seinem Freund und segelte hinab. Kurz vor der Wasseroberfläche verwandelte er sich ebenfalls zurück und tauchte neben Lela ins Wasser. "Boa ist das kalt.", sagte er als er wieder auf tauchte. Er drehte sich zu ihr und sah sie an. "Und was jetzt?", er hatte beschlossen ihr die Führung zu überlassen und sich ganz nach ihr zu richten.

Ich lachte. Die Lippen blau vor Kälte, aber voll von Leben. Mein Körper zerriss beinahe von der Magie, die immer noch durch meine Adern pulsierte und für den Moment schien es mir unmöglich zu sprechen. So schenkte ich Cash nur ein herausforderndes Grinsen und tauchte unter.
Während die Welt, die Klänge, das Oben von dem Wasser verschluckt wurden, wandelte sich mein menschlicher Körper in den eines Delphins. Pfeilschnell schoss ich durch das Wasser, dessen Kälte nun an mir abzuprallen schien, wie nicht existrierend. Voller Enthusiasmus schlug ich noch schneller mit der Schwanzflosse und stieß mich kräftig ab, um durch die Wasseroberfläche zu dringen und so hoch zu springen, dass ich mich der Luft beinahe näher fühlte als dem Wasser.

Ihre gute Laune war ansteckend. Er ging auf die Herausforderung ein und folgte ihr ins Wasser. Zum Glück war seine Vorrat an Magie im Moment unermüdlich und er verwandelte sich in einen Orca und folgte dem kleinen Delfin. Er gab richtig Gas und überließ sich einfach seinen Instinkten. Das Wasser war nicht mehr kalt sondern angenehm kühl. Als er sie erreichte verwandelte er sich ohne Übergang ebenfalls in einen Delfin und klickerte ihr zu. Sie war grade dabei aus dem Wasser zu springen, also schwamm er auch an die Oberfläche.

Wieder im Wasser strengte ich meinen Kopf an. Ich wollte schnell sein. Schnell, schneller, am schnellsten. Fächerfisch! Das war es. Die Verwandlung dauerte nicht lange und schon schoss ich davon. Fächerfisch waren die schnellsten Fisch überhaupt. Am schnellsten war gerade genug. Jetzt.

Verwundert sah er ihr hinterher, wie sie sich erneut verwandelte und davon schoss. Sie würde wieder kommen, deswegen verwandelte er sich in einen Otter und dümpelte auf dem Wasser rum, er hatte nicht so viel Kraft nach den Verwandlungen wie sie, weshalb er einen Pause brauchte. Er wartete auf seine Begleiterin und schaute dabei in den Himmel, von dem leise Schneeflocken hinab fielen.

Ich schwamm gefühlt nicht weit, da merkte ich, dass ich allein war. Unzufrieden drehte ich um und war in Windeseile wieder bei Cash. Begeistert bewunderte ich seine Form und völlig unwillkürlich nahm ich sie auch an. Quieckend schwamm ich um ihn herum und strahlte ihn aus Knopfaugen an. Es war eine herrliche Nacht, die er mir hier bescherte.

Wie erwartet war sie zurück gekommen. Ihre Augen strahlten und er bracht seine auch zum funkeln. Es war wunderbar sich einfach so gehen zu lassen. Er quietschte zurück, was so viel heißen sollte wie seine Frage eben. Er stupste sie mit der Nase an, er war wieder voll einsatzbreit, was er durch eine Rolle im Wasser versuchte deutlich zu machen.

Von seinen Rollen animiert, verwandelte sie sich in eine Robbe und vollführte einige Kunststücke, die mit den typischen Lauten unterstrich. Amüsiert von sich selbst stieß sie ein fast lachendes Geräusch aus. Langsam wurde mir das Wasser über. Ich sehnte mich nach Hitze. Aber wir waren dem Feuer unterlegen. Himmel, Wasser, Erde konnten wir besuchen. Nur Feuer blieb uns fern. Das Glühen schien unmöglich zu erhaschen.

Das quietschen, dass er bei ihren Kunststückchen ausstieß hörte sich fast wie ein Lachen an. Aber so langsam wurde ihm kalt im Wasser, dafür war er dann doch zu viel Mensch. Er verwandelte sich ebenfalls in eine Robbe und schwamm in Richtung Strand, vielleicht würde er ja dieses Mal das mit dem Feuer hin bekommen. Als er klitschnass aus dem Wasser trat, klebten ihm die Klamotten nur so am Körper. Zum glück hatte er nichts elektronisches dabei gehabt. Er sammelte schnell etwas Holz, zeichnete darüber die Feuerrune in die Luft und tatsächlich fing das Holz an zu brennen. Jetzt wartete er auf Lela und wärmte sich am Feuer.

Neugierig folgte ich Cassian, der aus dem Wasser stieg, was ich ihm zwei Momente später gleichtat. Mein Pollover war sowieso eng geschnitten, aber nun saß er wie eine zweite Haut, während Hose und Strumpfhose nicht weniger durchnässt an mir hingen.
Trotzdem ziemlich zuversichtlich ließ ich mich neben Cash fallen und versuchte Herrin über meine Magie zu werden, die brodelnd danach verlangte, weiterzumachen. Doch nach und nach ließ der Drang nach und die Anspannung viel von mir ab. Langsam kroch Kälte in mich, die das Feuer kaum antasten konnte.

Cash konnte nicht verhindern, dass seine Zähne anfingen zu klapper. "Was machen wir jetzt?", fragte er sie erneut. Er hatte keine Lust auf eine Erkältung, die sie sich zweifellos einfangen würden bei Minusgraden, völlig durchnässt draußen zu sitzen. "Ich bin dafür wir gehen rein und ziehen uns was Trockenes an oder wie meine Oma immer sagt, wenn man friert hilft nur ausziehen und kuscheln.", er grinste sie frech an als er fertig war mit reden.

Ich lachte dunkel. "Wenn deine Oma das sagt, muss es stimmen!", grinste ich und schaute ihn aus halb geschlossenen Augenlidern an. "Zu mir oder zu dir?" Ehrlich gesagt hatte ich wirklich keine Lust mehr, heute allein zu sein. Das wäre ich ab Morgen sowieso. Allein.

"Ich weiß nicht bei dir hängt bestimmt Clemens mit seiner Freundin rum und bei mir ist im Moment viel los, aber die Jungs kann ich auch rausschmeißen, wenn sie nerven, also zu mir würde ich sagen, da bekommen wir beide neue Klamotten, denn ich kann dir was leinen bei dir wird es schwierig was für mich zu finden.", argumentierte er. Dann löschte er das Feuer mit Sand und zog sie hoch.

-->Zimmer 004

Ich zuckte mit den Achseln. Wo er Recht hatte... Klang sinnvoll. Und Clemens mit Nicki konnte ich gerade nicht ertragen. Zu viel von dem, was ich nicht haben konnte.
Lächelnd ließ ich mich von Cash mitziehen. Der Gedanke an warme Kleidung war verlockender als alles andere...

tbc: Zimmer 004

Bei der Andeutung von Julia lachte ich auf und schüttelte amüsiert den Kopf. "Wenn sie schlau ist, weiß sie, dass ich nichts von Tyler will. Ich mein, schließlich bin ich offiziell lesbisch, auch wenn ich mich vielleicht nicht immer so verhalte. Es macht Spaß, mit den Jungs zu spielen, aber zu mehr brauch ich sie nicht. Jedes Mädchen weiß das doch", erwiderte ich und strich mir erneut das Haar aus dem Gesicht.
Als sie dann fragte, ob wir reingehen wollten, nickte ich und erhob mich. "Klar, wollen wir uns was zu Essen holen?", fragte ich und hielt ihr lächelnd meine Hand hin, um ihr aufzuhelfen.

Ich lächelte und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß, aber du weißt doch: Man sieht nur, was man sehen will.", meinte ich und zuckte mit meinen Schultern. Auch ich kannte das. Eigentlich kannte das jeder. Dann ergriff ich ihre Hand, obwohl ich ihre Hilfe eigentlich gar nicht brauchte. "Klar, wieso nicht." Es war schon sieben, weshalb der erste Ansturm wohl schon vorüber war. Fast tat es mir leid. Irgentwie mochte ich es, wenn viele Leute auf einem Haufen waren. Zu viele waren natürlich auch nicht gut. Aber die Schule hatte sowieso nicht übermäßig viele Schüler. Und dann auch noch Jungsmangel.

Erneut zuckte ich mit den Schultern und lächelte leicht. "Das ist dann nicht mein Problem. Soll sie doch rumzicken", erwiderte ich und lächelte schief. Noch immer hielt ich Julias Hand und genoss das Gefühl unwillkürlich. Schon lange hatte ich kein Mädchen mehr gehabt, nur die Jungs angebaggert. Vielleicht war ich deshalb auf Entzug und suchte bei Julia diese Nähe, vielleicht aber auch nicht?
Energisch schob ich diese Gedanken beiseite und zog das Mädchen hinter mir her. "Dann komm, bevor das ganze Essen weg ist", meinte ich und lachte leise.

tbc: die Cafeteria