am West-Strand

Meine Gefühle wechselten sich ab wie ... Mir fiel kein Vergleich ein. Verwundert legte ich meine Fingerspitzen um Jasminas Gesicht und legte den Kopf leicht schräg.
Während Jasmina noch röter wurde als ich es überhaupt für möglich gehalten hatte, wechselten in mir Aufregung, Verwirrtheit und Neugier ständig ab. Langsam näherte ich mich Jasmina, meinen Blick auf ihre leicht zitternden Lippen gerichtet. Ich wusste nicht genau warum ich das tat, vielleicht wusste mein Körper etwas, das ich nicht wusste.
Als meine Lippen auf Jasminas trafen, kamen meine wirbelnden Gedanken zur Ruhe. Nur ein Gedanke blieb: Jasmina.

Oben am Strand saß ein weißes nasses Bündel im Strand und starrte aufs Meer hinaus. Treu wartete Laura auf Marcel, denn obwohl sie nie gehorchte, liebte sie ihren Besitzer doch.

Wie erstarrt trieb ich nun im Wasser und konnte nichts anderes tun, als Marcel einfach nur regelrecht anzustarren. Plötzlich erschien er mir in einem ganzen anderen Licht, er war nicht mehr nur mein Freund. Zumindest glaubte mein Herz das. Es raste wie wild, überschlug sich fast und schlug so laut gegen meine Brust, dass ich glaubte, Marcel müsste es hören.
Als er seine Finger sanft um mein Gesicht legte und sich mir langsam näherte, konnte ich nicht mehr anders. Wie von selbst schlossen sich meine Augen und ich hob leicht den Kopf. Und dann küsste mich Marcel.
Seine Lippen waren so unglaublich warm und sanft, ganz anders, als ich es erwartet hatte. So zärtlich und doch so berauschend. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, nur Marcel schwirrte in meinem Kopf herum. Ich legte die Arme um seinen Nacken und schmiegte mich eng an ihn, während ich den Kuss immer mehr in die Länge zog.

Ich war vollkommen verwirrt, wusste nicht was ich da tat. Aber es fühlte sich so berauschend an, dass ich meine rechte Hand von Jasminas Gesicht löste und sanft an ihren Rücken legte. Doch was mich noch mehr verwunderte als der Wirrwarr in meinem Inneren, war Jas' Reaktion. Sie scheute nicht zurück. Was sollte ich davon halten? Es war doch noch nie so gewesen wie jetzt. "Jas..." murmelte ich, ohne den Kuss zu unterbrechen, doch wusste nicht wie ich den Satz weiterführen sollte.

Jetzt brannte auch noch mein nackter Rücken, wo nun Marcels andere Hand lag. Wieso nur lösten seine Berührungen solche Reaktionen auf meinem Körper aus?! Und sein Kuss erst. Es schien, als stünden meine Lippen, nein, mein gesamtes Ich in Flammen. Es war ein zärtlicher Kuss und dennoch lag eine Leidenschaft dahinter, wie ich sie bisher noch nie gespürt hatte. Das war also mein erster Kuss.
Als Marcel meinen Namen murmelte, öffnete ich die Augen langsam wieder und löste mich fast widerwillig von seinen Lippen. Kaum verschwand die Wärme an meinem Mund, fand ich in die Realität zurück. Marcel und ich hatten geknutscht. Obwohl wir nur Freunde waren. Und ich hatte es genossen. 'sch***!', dachte ich und löste mich fast schon hektisch von Marcel. "Marcel, ich..." Ja was? Was sollte ich jetzt sagen? Mein Kopf war vollkommen leer, mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Brust. Ich wich seinem Blick aus und bemerkte dadurch Laura, die am Strand saß. "Deine Hündiin wartet...", meinte ich und versuchte mich an einem Lächeln, doch es wollte mir nicht gelingen. Alles, was ich jetzt wollte, war, mich wieder in seine Arme zu werfen und ihn einfach zu küssen. Es war ein solch schönes Gefühl gewesen, doch mein Verstand arbeitete gegen mein Herz und gewann. Ohne ein weiteres Wort umrundete ich Marcel und schwamm zurück zum Strand, während mir einige Tränen über die Wangen liefen.

Jasmina löste ihre Lippen von meinen und ich öffnete die Augen. Einen Moment sah sie mich an, dann befreite sie sich regelrecht aus meinem Griff. "Jas!" rief ich ihr hinterher. Was hatte ich getan? Eilig folgte ich meiner besten Freundin durchs Wasser, bis das Wasser seichter wurde. Hatte ich jetzt unsere Freundschaft zerstört? War sie verstört, weil ich sie 'überfallen' hatte? Ich packte Jamsina am Arm und zwang sie so sich zu mir umzudrehen. "Jasmina." sprach ich sie mit vollem Namen an, diesmal kein Lächeln, sondern ein bitten im Gesicht. "Was..?" Doch ich stoppte. Was sollte ich sie schon fragen? "Wieso hast du den Kuss unterbrochen?" Ich hatte ihn ja überhaupt erst einmal begonnen und wusste nicht wieso. Meine Hand rutschte von Jasminas Arm herunter bis zu ihrer Hand. Zaghaft griff ich danach und sah sie fragend an. "Es tut mir Leid, ich..."

Erschrocken schnappte ich nach Luft, als ich Marcels Hand an meinem Arm spürte und er mich zu sich herumdrehte. Mittlerweile hatte ich mich wieder in einen Menschen verwandelt und stand nun vor ihm im seichten Wasser. Ich zuckte leicht zusammen, als er mich mit meinem vollen Namen ansprach und wandte den Blick ab. Ich konnte seinen vorwurfsvollen und verletzten Blick nicht ertragen. Ja, was? Gute Frage. Was war los mit mir? Warum hatte ich das getan?! Ich wusste es ja selbst nicht! Zumindest waren meine Gedanken keine Entschuldigung.
Leicht schüttelte ich den Kopf und kämpfte gegen meine Tränen an. "Marcel....ich...will dich nicht verlieren...ich hab Angst, dass das...uns irgendwann auseinander bringt...Aus Freundschaft kann Liebe werden, aber umgekehrt funktioniert es niemals...", erwiderte ich langsam und hob den Kopf wieder. Mit tränenverschleiertem Blick sah ich Marcel an und umklammerte seine Hand regelrecht. "Ich...ich brauch dich doch...", hauchte ich und warf mich wieder in seine Arme. Ich konnte einfach nicht anders, ich wollte ihn spüren, wollte die Gewissheit haben, dass er für mich da war, bei mir bleiben würde.

Als es aus Jas herausplatzte zog ich die Stirn in Falten. Als sie sich dann jedoch in meine Arme warf, zog ich sie nur wortlos an mich. "Sshh.." murmelte ich und fuhr ihr mit der Hand in gleichmäßigen Kreisen über den Rücken.
"Dann lass es uns so gut wir können vergessen." murmelte ich leise. "Ich will dich doch auch nicht verlieren, Kleine."


Die kleine weiße Hündin erhob sich und kam auf die Zwei zugerannt. Bei ihnen blieb sie stehen und hob die Schlappohren etwas an. Sie sah aus, als würde sie etwas fragen wollen, doch wurde sie nicht beachtet.

Ich klammerte mich regelrecht an Marcel und schluchzte leise. Einfach nur seine Nähe, seine Wärme zu spüren war mir schon ein Trost. Doch seine Worten bewirkten das genaue Gegenteil bei mir. Fast etwas zu schwungvoll hob ich den Kopf und sah Marcel erschrocken an. "Du...machst Schluss, bevor wir überhaupt zusammen sind?!", brachte ich etwas keuchend hervor und musste dann ein leicht hysterisches Lachen unterdrücken. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren, mein Körper machte, was er wolle, während mein Herz gegen meinen Verstand ankämpfte. "Aber ich will das nicht vergessen! Ich..." Schon stockte ich wieder und senkte errötend den Blick. 'Ich liebe dich...', vollendete ich den Satz in Gedanken. Doch aussprechen konnte ich es nicht. Noch nicht.

Verwirrt sah ich Jas an. "Dann... Ich.. Was willst du denn?" brachte ich verwirt heraus. Ich setzte mich in den Sand und stützte den Kopf in meine Hände. Ich schwieg einen Moment, ehe ich zu Jasmina aufsah. "Ich hab keine Ahnung, was das war, aber es war schön." Gegen Ende wurde ich leise, wandte jedoch den Blick nicht ab. "Egal was du willst, ich mach es um dich nicht zu verlieren." Fast schon flehend sah ich Jasmina, meine beste Freundin, an. Ich darf dich nicht verlieren. Ich werde für dich da sein, ob als bester oder fester Freund. Leise seufzte ich und sah aufs Meer hinaus. Laura legte sich vor mich und leckte tröstend meine Füße.

Frustriert wandte ich mich von Marcel ab und starrte in das seichte Wasser. Ja, was wollte ich denn eigentlich? Mein Kopf sagte, ich musste ihn als besten Freund behalten. Doch mein Herz wollte ihn als festen Freund. Sollte ich warten, bis die zwei sich geeinigt hatten und einer gewonnen hatte? Oder sollte ich es jetzt einfach riskieren? Ich wusste es nicht, und das ließ meine Laune noch mehr sinken.
"Ich weiß nur eins...ich will dich", erklärte ich mit - zu meiner Verwunderung - entschlossener Stimme. Ich würde alles dafür tun, um Marcel zu halten, egal was. Dafür würde ich sogar durchs Feuer gehen. Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um und kniete mich vor ihn hin. "Küss mich nochmal...bitte", bat ich ihn fast schon lautlos. Es war schön gewesen, ja, und ich wollte es wieder fühlen, wollte seine Lippen wieder spüren.

Dieser einzelne Satz von Jasmina wirbelte mich innerlich mehr auf als der Kuss. Was meinte sie damit? Was wollte ich, dass sie meinte?
Als Jas sich vor mich hinkniete und mich bat sie noch einmal zu küssen, wurde mein Blick weich. "Ist es auch wirklich das, was du willst?" flüsterte ich ebenso leise. Doch ich wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern legte ihr eine Hand in den Nacken und zog sie an mich heran, auf meinen Schoß und legte meine andere Hand um ihre schlanke Taille.
Erneut trafen meine Lippen auf die ihren, so weich und warm. Zärtlich fuhr ich die Kontur ihrer Lippen mit meiner Zungenspitze nach, unsicher ob ich einen Zungenkuss daraus machen sollte.

Auf Marcels Frage hin nickte ich und sah ihn fast schon entschlossen an. "Ja...", erwiderte ich, doch schon ging meine Antwort in seinem Kuss unter. Ehe ich es mich versah, war ich auf seinem Schoss und lag wieder in seinen Armen. Und allein das war das schönste Gefühl, das es überhaupt gab. Sofort erhitzte sich mein Körper wieder und ich gab mich ganz seinem Kuss hin. Marcel war ein guter Küsser, obwohl ich das mit meiner nicht vorhandenen Erfahrung wohl kaum sagen konnte.
Als ich spürte, dass seine Zunge über meine Lippen strich, öffnete ich wie von selbst den Mund und gewährte Marcel Einlass. Mein zweiter Kuss und schon ein Zungenkuss. Doch das war mir egal, ich wollte ihn schmecken. Neugierig tastete ich mich nun auch mit meiner Zunge voran und stieß an seine, hielt mich jedoch noch zurück. 'Ich liebe dich...'

Ich fuhr Jas streichelnd über den Rücken, während ich ihren Mund vorsichtig zu erkunden begann. Das war eine Seite von Jasmina, die ich kaum kannte. Ja sicher hatten wir schon über feste Freunde geredet, aber nie dabei uns zwei als Paar gesehen. So schnell kanns gehen... dachte ich mir, doch waren wir überhaupt ein Paar? Ich sah Jasmina noch immer mehr als meine beste Freundin anstatt als einem Mädchen, mit dem ich ausging und die ich küsste. Obwohl ich es gerade tat. Ich schlug die Augen auf - Hatte ich wirklich die Augen geschlossen gehabt? - und löste meine Lippen von den Ihren. Verlegen sah ich sie an. Irgendwie war diese ganze Situation absurd. Wie waren wir nur hierhin geraten?! Ich lächelte schief und flüsterte "Was ist das jetzt? Sollen wir einfach mal.. drüber nachdenken und später reden?" schlug ich vor, meine Hand noch immer an Jasminas Taille.

Ich genoss es, wie Marcel mir mit einer Hand über den Rücken streichelte und gleichzeitig meinen Mund erkundete. Es war einfach unbeschreiblich und ich wünschte mir, dass dieser Moment nie enden würde.
Doch dieser Wunsch schien mir verwehrt zu bleiben. Schon löste sich Marcel von meinen Lippen und etwas widerwillig öffnete ich meine Augen wieder, nur um zu erkennen, dass nun er verlegen wurde. Auch ich errötete jetzt wieder und schlug die Augen nieder. Wir waren schon ein komisches Gespann. Auf seine Frage hin zuckte ich mit den Schultern und strich mir das Haar aus dem Gesicht. "Ich...weiß nicht. Vielleicht. Vielleicht brauchen wir ja einfach Zeit, um mit dieser Situation klar zu kommen", erwiderte ich langsam und sah Marcel dann wieder an. "Aber wir bleiben Freunde, egal was passiert...versprochen?", fragte ich dann.

Ich lächelte Jasmina und umarmte sie. "Versprochen." antwortete ich mit fester Stimme. Dann zog ich sie auf meinen Schoß, sodass wir beide ins Meer hinaus blicken konnten, und legte mein Kinn auf ihrem Kopf ab.
Locker legte ich meine Arme um meine beste Freundin und genoss einfach die Wärme, die ihr Körper verströmte. Laura legte sich zu Jasminas Füßen und sah mit Kulleraugen zu uns auf.

Allein dieses Wort beruhigte meine wirbelnden Gedanken und mein rasendes Herz. Wir würden zusammen bleiben, ob nun als Paar oder nur als beste Freunde. Mehr wollte ich nicht. Seufzend schmiegte ich mich an seine Brust und schloss die Augen. Ich liebte seine Umarmungen einfach, er war so zärtlich und hatte keinen Klammergriff. Es war einfach perfekt.
Als Laura mich am Fuß mit ihrer feuchten Nase anstupste, öffnete ich die Augen wieder und lächelte. "Na komm her, Süße", sagte ich und hob die weiße Hündin zu mir auf den Schoss. Sanft strich ich ihr über das weiße Fell, woraufhin sie mir das halbe Gesicht abschleckte. Ich kicherte leise und wischte mir die Sabber ab. "Lass das, Laura! Sabber lieber Marcel voll!", meinte ich lachend und warf einen Seitenblick zu dem Jungen hinter mir.
Plötzlich ertönte über uns ein empörter, kreischender Schrei. Sofort sah ich nach oben und erkannte Sam, der auf uns zugeschossen kam. Erschrocken riss ich die Augen auf und wollte aufstehen, doch Sam war schneller. Schon landete er auf Marcels Kopf und krallte sich in seinem Haar fest, rupfte einige Haare mit seinem Schnabel aus und kreischte die ganze Zeit wie eine Furie.

Ich lächelte, als ich sah, wie Jasmina mit Laura umging. Die zwei passten gut zusammen und verstanden sich auch gut.
In dem Moment hörte ich ein Kreischen. Es klang wie eine der zahlreichen Möwen, doch Jasminas Kopf schoss in die Höhe, wobei sie mir einen schmerzhaften Kinnhaken verpasste. Autsch.. dachte ich innerlich und rieb mir das Kinn.
In dem Moment krallten sich zwei Beine in meine Haare und rupften mir kleine Haarbüschel aus. "Au! sch*** verdammt was ist das denn?!" schrie ich erschrocken auf und fuchtelte mit den Armen über meinem Kopf. Ich packte den Vogel und versuchte ihn von meinem Kopf zu ziehen, doch anstatt ihn abzubekommen, biss er mir noch in die Hände. "Mistvieh!" knurrte ich mit schmerzverzogener Miene und merkte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten vor Schmerz. Aber vor Jasmina weinen..? Verbissen blinzelte ich sie weg, so gut ich konnte.

Ich setzte Laura von meinen Schoss herunter und krabbelt von Marcel runter. Sam rupfte noch immer an seinem Haar herum und biss ihn nun auch noch in die Hand. "SAM?!?! Sag mal, spinnst du! Runter da!!", schrie ich meinen Falken an und packte ihn einfach am Körper. Zwar biss er mir auch in die Hand, aber ich ignorierte den Schmerz einfach. Er tat Marcel weh und das konnte ich nicht zulassen. Mit meinen geschickten Fingern löste ich seine Krallen so sanft wie möglich aus Marcels Haar, während ich in mit der anderen Hand festhielt, sodass er nicht wegflattern konnte. Er kreischte noch immer wild, doch als ich ihn an meine Brust presste und ihn festhielt, beruhigt er sich langsam. "Hey, Schnuckel, ich hab dich doch noch immer lieb! Sei mal nicht so frech zu Marcel!", murmelte ich ihm ins Ohr, woraufhin er seinen Kopf an meinen Hals schmiegte.
Dann sah ich wieder zu Marcel und kniete mich zwischen seine Beine. "Alles in Ordnung? Zeig mal deine Hand..." Ich setzte mir Sam auf die Schulter, wo er verspielt in meinem Haar rumzupfte, während ich nach Marcels Hand griff und den Biss unter die Lupe nahm.

"Mistvieh..." knurrte ich leise, als Jas nach meiner Hand griff, nachdem Sam endlich von mir weg war. "Ich bin okay." versicherte ich ihr und zog ihr die Hand weg um selber einen Blick darauf zu werfen. Ich blutete leicht, überall da, wo der Schnabel mich getroffen hatte, doch es waren keine tiefen Wunden und die Schmerzen ließen schon nach. "Danke." meinte ich dann und tastete meinen Kopf ab.

Etwas perplex starrte ich Marcel an, als er mir seine Hand entzog. Wollte er meine Hilfe nicht? Hatte Sam jetzt alles wieder zerstört? Seufzend senkte ich den Blick. "Ok...", murmelte ich und strich Sam gedankenverloren über das braune Gefieder. Mit der anderen Hand kramte ich in meiner Umhängetasche und hielt Marcel schließlich eine Packung Taschentücher hin. "Hier...zum Blutabwischen", erklärte ich tonlos und erhob mich dann. Die entspannte Atmosphäre von eben war schneller verflogen als ich gehofft hatte. Und das alles nur wegen meinem eifersüchtigen Falken. Noch immer sah ich Marcel nicht an, sondern starrte in den Sand zu meinen Füßen. "Gehen wir weiter oder willst du hier bleiben...?", fragte ich ihn beiläufig und klopfte mir den Sand vom Rock.

Ich sah hoch und bemerkte Jasminas gekränkten Blick. "Hey..." Ich streckte meine Hand aus und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. "Natürlich hab ich noch Lust. Ich lass mir doch von einem wild gewordenen Haustier nicht meinen Spaziergang mit dir verderben." Ich lächelte schief und nahm dankbar das Taschentuch entgegen, ehe ich meine Hände daran abwischte.
Ich erhob mich, klopfte genau wie Jas den Sand von meinen Sachen, zog mein T-Shirt wieder über und pfiff nach Laura. Eher von der Neugier getrieben als das sie wirklich hörte, kam die weiße Hündin näher und schnell klipste ich die Leine an ihrem Halsband fest.

Ich sah Marcel von der Seite zu, wie er sich das Blut von der Hand wischte und zupfte Sam dafür eine Feder aus seinem Gefieder, woraufhin ich ein lautstarkes Gezetere erntete. "Jetzt erzieh ich dich mal. Für jeden Mist, denn du anstellst, verlierst du eine Feder", erklärte ich ihm nur tonlos, was ihn sofort verstummen ließ. Er machte sich auf meiner Schulter klein und hielt endlich den Schnabel. Ich hasste es, so mit ihm umgehen zu müssen, doch er hatte Marcel weh getan und da würde er mir nicht einfach so davon kommen.
Auf Marcels Worte hin zuckte ich nur mit den Schultern und zog die Jacke eng um meinen Oberkörper. "Ok, wohin willst du?", fragte ich und sah Laura an.

Während Jas wutentbrannt mit ihrem Tier redete, kraulte ich Laura zwischen den Ohren. Auf Jasminas Frage hin, zuckte ich die Schultern. "Erstmal am Strand lang, später können wir immernoch zum Wald oder woanders hin." Lauras Leine in der Einen, griff ich mit meiner freien Hand nach Jasminas Hüfte und zog sie näher zu mir. "Hey, ich bin dir und Sam nicht böse." erklärte ich und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Wange. "Sei du ihm auch nicht böse."

Als Marcel plötzlich neben mir war, mich an der Hüfte an sich zog und mir einen Kuss auf die Wange drückte, erstarrte ich fast und sah ihn aus großen Augen an. Sofort schlug mein Herz wieder wie wild, sodass er es – zumindest meiner Meinung nach – schon hören musste! Eilig vertrieb ich den schönen Nebel aus meinem Kopf, der mich seit dem Kuss überfallen hatte und schüttelte energisch den Kopf. “Nein, Sam hat dir weh getan, ohne jeden Grund. Und das lasse ich ihm nicht durchgehen, ich war viel zu nachsichtig mit ihm. Als ich ihn gefunden hatte, hat er Amelia auf den Kopf geschissen! So kann das mit ihm nicht weitergehen!“, erklärte ich, warf meinem Falken auf der Schulter jedoch einen liebevollen Blick zu.

Als ich merkte, dass Jasmina sich versteifte, rückte ich ein kleines bisschen von ihr ab, ließ meinen Arm jedoch wo er war. Ich wollte ja nicht, dass... Ja, was? Ich war froh, als Jasmina mich ablenkte, indem sie weitersprach.
Ich lachte leise wegen der Geschichte mit Amelia. "Oh man, die Ärmste." meinte er grinsend.