OUT: Meeeega-Post. ;O;
Es war eigentlich viel zu warm, um drinnen zu hocken heute. Doch ich saß auf dem Fensterbrett und meine Beine baumelten draußen an der Hauswand hinunter. Von hinten beblies mich mein Ventilator und daher war es gut auszuhalten.
Dass ich mich drinnen aufhielt, lag daran, dass Nicki es eben nicht war. Drinnen würde sie mich jetzt so gar nicht vermuten.
Dass ich mich wiederum vor meiner eigenen Freundin versteckte, lag an der Tatasache, dass wir bald einjähriges Jubiläum hatten und auch sonst war unsere Beziehung anders geworden. Es war ernst. Mir sogar toternst.
Ich griff zum Telefon und drückte auf die Kurzwahltaste mit der zwei - meine Nummer eins war immer noch Nicki - und lauschte dem Tuten.
"Hallo?", erklang nach kurzer Zeit die mir so vertraute Stimme, die ich so sehr vermisst hatte.
"Hey Mick, hier ist Clemi.", grüßte ich meinen Bruder. Ein schallendes Lachen ertönte vom anderen Ende.
"Wie komme ich zu der Ehre? Du hast schon lange nicht mehr angerufen, Kleiner." hakte er nach. Im Hintergrund hörte man nun eine singende Frau.
"Wer ist da?" fragte ich Mick im selben Moment, wie die Stimme meinen Bruder fragte, mit wem er denn telefonierte.
Ich konnte Micks Grinsen fast vor mir sehen, als er mir antwortete. "Das ist Jeanette, meine Verlobte." Mick betonte das letzte Wort besonders, denn dass sie verlobt gewesen waren, hatte ich gar nicht gewusst. Ich freute mich für meinen Bruder, denn obwohl ich Jeanette nicht kannte, schien Mick glücklich mit ihr zu sein.
Jeanette schien dieser eine Satz jedoch nicht zu reichen, denn man hörte, wie sie Mick das Telefon abnahm. "Hallo Fremder.", begrüßte mich eine freundliche Stimme. "Lange nichts mehr von dir gehört." Obwohl ich Jeanette nie getroffen hatte, hatte ich hin und wieder einige Worte gewechselt, wenn ich einen mein er seltenen Anrufe gemacht hatte.
"Hallo, Jeanny. Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung!", äußerte ich meine Glückwünsche. Wir unterhielten uns eine Weile, ehe es Mick zu viel wurde und er Jeanette das Telefon wieder abnahm und in ein anderes Zimmer verschwand.
"Seit wann seid ihr verlobt??"
Mick gluckste leise. "Etwa zwei Monate jetzt. Aber jetzt sag schon, du rufst doch sicher nicht an, um zu erfahren, was es neues gibt."
Ich schmunzelte. "Doch, auch. Aber nicht nur.", gab ich ihm Recht. "Ich brauche deinen Rat."
Mick sagte nichts, wahrscheinlich wartete er darauf, dass ich fortfuhr.
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. "Ich habe mich verliebt."
Auf der anderen Seite der Leitung ertönte ein vielsagendes "Uuuhhh..!". Ich schnaubte. "Und du willst jetzt wissen, wie du sie rumkriegen kannst?" Ich schnaubte erneut.
"Nein! Man Mick, bleib doch mal ernst." Obwohl Mick der älteste von uns dreien war, benahm er sich manchmal schlimmer als ein Kleinkind. Und der will heiraten?!
"Wir sind jetzt fast ein Jahr zusammen.", fuhr ich fort. "Und irgendwie..." Ich holte tief Luft. "Ich glaube sie ist es. Nein, ich weiß es." Es auszusprechen, machte es realer.
"Oh." ertönte er nur. Einen Moment war Stille. "Wow!" Micks Stimme klang gerührt. "Mein kleiner Bruder wird erwachsen.."
Ich erzählte meinem Bruder von Nicki und er war ein geduldiger Zuhörer. "... und ich weiß weder, was ich ihr schenken soll, noch, wie sie auf einen möglichen Antrag reagieren würde.", beendete ich irgendwann meinen Redeschwall.
"Einen Antrag.", wiederholte Mick nur. "Sicher."
Die Sache war die, dass ich vor den Sommerferien die Prüfung bestanden hatte und jetzt in der A war. Es stand mir also frei, die Schule nach einem Test zu verlassen. Und ich wollte Nicki mitnehmen. Zwar mussten wir warten, bis sie ebenfalls gut genug war, jedoch hatte mich die Hochzeit von Sydenia und Felix so bewegt, dass ich ebenfalls beschlossen hatte Nicki im richtigen Moment zu fragen.
Die Stimme meines Bruders holte mich zurück in die Wirklichkeit. "Erde an Clemens, bist du noch dran?", ertönte die laute Stimme aus dem Hörer.
"Ja... sicher."
"Also, du willst sie heiraten?"
"Ja."
"Ganz sicher?"
"Ja." Diesmal klang meine Antwort schon etwas genervter.
"Ist ja gut. War ein Scherz.", witzelte Mick. Doch dann wurde er wieder ernst. "Wie steht es mit ihr?"
"Ich weiß nicht, ich denke schon."
"Na dann ist es einfach. Besorg' Ringe, bereite einen romantischen Abend vor und vóila." Mick klatschte in die Hände.
"Du stellst es als so einfach hin.", beklagte ich mich. "Dann wäre da immer noch ihre Familie. Soll ich mich vorher bei ihnen melden?"
Mick seufzte. "Hör mal. Sowas musst du mit deiner Freundin bereden, nicht mit deinem großen Bruder. Dabei kann ich euch nicht helfen."
Irgendwie hatte er Recht. "Okay, danke. Ich werde wohl mit ihr reden müssen." Ich schwang die Füße wieder ins Zimmer. "Tausend Dank nochmal, Mick. Grüß Jeanny und sag Zuhause allen liebe Grüße." Mick sagte ebenfalls Tschüss und legte dann auf. Ich sandte Nicki eine SMS, in der ich sie fragte, wo sie gerade war, und zog derweile Socken und Turnschuh an.